Daniela Caixeta Menezes

Zeitmesser

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Zeit verstreicht, Minuten, Stunden, Tage.

Sie kriecht uns in die Knochen, die Zeit, die vergeht, während wir darauf warten, dass sie vergeht, die Zeit. Aber manchmal, so scheint es, lässt sie sich Zeit, die Zeit, freilich immer dann, wenn wir dort sitzen und an nichts anderes denken können, als dass sie sich endlich bewegen: die Zeiger der Uhr.

Quälende, zermürbende, unbarmherzige Zeit, die sich dehnt wie ein trostloser, nicht enden wollender Regentag.

Wir sitzen dort, schauen aus dem Fenster, um nicht zu schauen, wie viel Zeit bereits vergangen ist, lenken uns ab, um nicht ungelenk zur Tür zu schielen, in der Hoffnung, dass es nun endlich soweit sei.

Tick tack tick tack macht die Uhr, dieses alte, vermaledeite Teil, längst hätte man sie verbannt, aus den Augen, aus dem Sinn und vor allem außer Reichweite der Ohren, doch dann brachte man es wieder einmal nicht über sich. Ein Leben ohne Uhr, geht das überhaupt?

Also sitzen wir da, noch immer, wippen mit dem Fuß in ihrem Takt, schauen, starren, erhoffen uns Ablenkung, vielleicht, das ein Passant erscheine, kurz stehen bliebe, zum Gruß den Hut ziehen und hochschauen würde, hierhin, zum Fenster, aus dem wir schauen. Nur nicht immerzu das Zifferblatt der Uhr fixieren, so unendlich langsam quält sie sich voran, die Zeit.

Doch wie lange wir auch schauen, die Straße absuchen, jeden Hauseingang — niemand erscheint, kein Wunder geschieht. Wie paralysiert horchen wir auf die regelmäßigen Töne im Hintergrund, tick tack tick tack, einmal rum ist der Zeiger, wenn das leise Klacken ertönt, sechzig Sekunden, eine Minute, eine von unendlich vielen.

Zeit Zeit Zeit – wir haben so viel davon. Und zugleich so wenig. Mit ungestümen Herzen werfen wir uns ihr entgegen, wollen sie einfangen, nutzen, besiegen. Wenn wir jung sind.

Halten sie fest, klammern uns an sie, als hinge unser Leben davon ab und im Grunde tut es das auch. Wenn wir alt sind.

Zwischendrin: warten warten warten – auf jemanden, etwas, darauf, dass es passiert, ganz gleich, was es ist. Tick tack tick tack, Zeit, die verstreicht, im immer gleichen Takt. Doch unser Bewusstsein spielt uns einen Streich, macht uns weis, sie wäre gegen uns, die Zeit, die langsamer vergeht, wenn wir uns nach Tempo sehnen und sich überschlägt, wenn wir nicht Schritt halten können.

Wir sitzen dort und warten, warten, dass die Zeit vergeht, während sie es tatsächlich tut, unaufhaltsam.

Tick tack tick tack.