utopia

Tritt ein in den Garden Eden, komm, lass sie vor den Toren, die Sorgen, das Unbehagen mit der Welt da draußen, schüttel es einfach ab. Sei willkommen, so einzigartig wie du bist; Herkunft und Status und vermeintlich Unveränderliches: gib diese alten Hüte an der Garderobe ab, sag adieu, lebt wohl, hier habt ihr nichts verloren, ihr dumpfen Quälgeister mit eurem zerstörerischen Spiel! Hier, an diesem phantastischen Ort, wo sich alles vermischt, Klänge und Farben und Menschen, hier habt ihr Hausverbot.
Wo fängt die Verwandlung an, wo hört sie auf? Es glitzert und glänzt und schwingt und schwebt, unter gleißender Sonne und prasselndem Regen bewegen sich ekstatische Körper, verbinden sich beglückte Seelen, teilen Momente der Freude, der Ausgelassenheit. Befreit von der Last des Ewiggleichen, vom zermürbenden Gefühl des Stillstands, der keinen Fortschritt, keine Veränderung duldet.
Hier, im Kleinen, zeigt sich endlich, was möglich ist. Auf den Bühnen und im mit Lichtern und buntem Tand liebevoll hergerichteten Wald wird wahr, woran die kühn Träumenden seit jeher werkeln, wenn sie im Maschinenraum der visionären Ideen für Mensch und Gesellschaft die Köpfe zusammenstecken, um diese besonderen Tage mit Leben zu füllen. Ihre Energie ist ansteckend, überträgt sich auf dich und mich, sie und ihn, uns und euch, jemand klatscht, sogar im Takt, die Künstlerin – entzückt – peitscht uns den Beat entgegen, in den Ohren wummert der Bass.
Im ausgelassenen Getümmel gehst du unter, wirst eins mit ihnen: Menschen in Kostümen und ohne, ich und du und sie, dem Erfindungsreichtum sind keine Grenzen gesetzt, sie tragen bunte Tücher, kreativen Schmuck und knallige Farben auf Haut und im Haar.
Sie alle, wir alle vereint im Glauben an das Gute, an das große Glück im Kleinen, Mensch und Natur Seit’ an Seit’, niemals getrennt. Repariert, was kaputt, verschenkt, was zu viel, helft, wo Not ist: universale Maxime, dem gesunden Menschenverstand entsprungen – und dennoch allzu oft von marktwirtschaftlichen Prinzipien kompromittiert.
Eine verwandelte, eine bessere Gesellschaft – gerechter, entschleunigt, bewusster: sie ist möglich, und hier ist sie zum Greifen nahe.
Eine Gemeinschaft, so gemeinschaftlich wie schöpferisch, Gleichgesinnte, die zusammen erschaffen, sich umeinander kümmern, gemeinsam in die gleiche Richtung schauen, für eine andere Zukunft einstehen. Nicht perfekt muss sie sein, nur auf starkem Fundament gebaut, eines, das mehr ist als die Summe seiner Teile und sich nicht verschließt vor beständiger Restauration.
Bald schon, viel zu schnell, ist der Moment gekommen, Abschied zu nehmen, die Tore zum Paralleluniversum schließen sich. Erschöpft trittst du die Heimreise an, es erwartet dich schon, das normale Leben; im Herzen aber trägst du ihn: den Keim für Veränderung, hegst und pflegst ihn, trägst ihn behutsam in die Welt hinaus.
Utopia ist tot, lang lebe Utopia.