pranayama

Fersen und Hände drücken in den weichen Boden, gestreckte Beine, Arme, Knie, alles gestreckt, und atmen, niemals das Atmen vergessen, spürst du, wie er fließt?, die Schultern ziehen nach unten, weg von den Ohren und hin zur Körpermitte, wo die Muskeln zittern, gegenhalten, nicht ins Hohlkreuz kommen, atmen, atmen, atmen.
In der Ferne glitzert der See, die letzten Sonnenstrahlen des Tages fallen durch die im Takt des Windes bewegten Äste der großen Birke, fallen auf angestrengte Gesichter, gestreckte Körper, atmende Wesen, die Welt getunkt in weiches Abendlicht.
Der Geist lässt los, kehrt mit jedem neuen Atemzug all die Gedanken heraus, die sich dort angestaut haben, lässt los, gibt die Spannung an den Körper ab, an Abermillionen Fasern, die ihn tragen.
Ausfallschritt, der rechte Fuß berührt jetzt den Rand der purpurnen Matte, unter der sich unebener Wiesenboden wölbt, der Kopf gerötet auf dem in die Höhe gereckten Hals, der Blick fixiert auf einen beliebigen Punkt zwischen hier und See, höchste Konzentration, bloß die Balance nicht verlieren.
Es feuert und brennt am Gesäß, in den Waden, zieht die Ellenbogen entlang, hurra, wir sind lebendig. Durch die Nase dringt frische Luft in den Organismus, findet ihren Weg, ohne unser Dazutun, wundersame 20.000 Mal am Tage strömt sie in die Lungen, breitet sich aus, verweilt, halten wir sie an, halten wir sie auf!, nur noch ein bisschen, spüren nach, wo sich die Luftbläschen sammeln, genießen das wohlige Gefühl, eins zu werden, eins zu sein mit diesem erstaunlichen Gebilde unseres Körpers, bevor sie durch den Mund entweicht, die aufgewärmte, verbrauchte Luft, sich mit der Welt verbindet, die sie umgibt.
Mit der Ausatmung kehrt auch der Fuß zurück zu seinem angestammten Platz, zwei Bewegungen – innen und außen – in vollkommener Gleichzeitigkeit, sie strömt wieder frei und in ihrem eigenen Takt, die Luft: Lebenselixier, Nährstoff, kleinste Moleküle mit größtmöglicher Wirkung.
Körper und Geist im unaufhörlichen Austausch, keiner erhebt sich über den anderen, sie sind symbiotisch verbunden: ohne einander geht es nicht. Einatmung, Kraft tanken, Ausatmung, der Unterkörper strebt nach hinten unten, während sich die Hände fester in den Boden drücken, die Knie sind jetzt gebeugt, berühren den Boden, sinken ein, der Po sitzt auf den Füßen, Oberschenkel und Stirn folgen zuletzt, drücken sich in den Grund, es riecht nach Gras und Erde, nach sonnenwarmer Sommerluft.
Atmen, atmen, atmen.