Naiara

»Ich wurde in Rio de Janeiro geboren und habe mein ganzes Leben hier
verbracht. Ich liebe diese Stadt, ich kann mir nicht vorstellen, in
einer anderen zu wohnen. Ich habe für einige Monate in Quatar gelebt. Während dieser Zeit erkannte ich, wie frei ich mich hier in Brasilien bewegen kann. Ich genieße viele Freiheiten hier, dort war das nicht so. Es gab eine Ausgangssperre für mich, ich konnte nicht die Art Kleider tragen, die ich wollte, ich durfte nicht trinken, nicht rauchen - alle diese Dinge, die ich hier tun kann und die als völlig selbstverständlich gelten.

So wurde mir klar, dass das Leben der Frauen in diesen streng geführten
Ländern und Gesellschaften sehr viel schwieriger ist als hier, nicht
wahr? Weil wir hier grundsätzlich trotz der Kriminalität die Freiheit
haben zu tun, was wir möchten: wir sind auf den Straßen unterwegs so
lange wir wollen, wir treffen uns mit Freunden auf einen Drink wann
immer wir wollen, unternehmen irgendetwas gemeinsam nach der Arbeit,
tragen die 'Klamotten', die uns gefallen und in denen wir uns wohlfühlen.

Das war dort ein echter Kulturschock für mich! Ich lernte eine
Wirklichkeit kennen, von der ich bis dahin nicht die geringste Ahnung
hatte, erst recht nicht, was es bedeutet, an so einem Ort leben zu müssen.

Nach all dem bin ich sehr dankbar für das Glück, hier geboren worden zu
sein. Und auch für die Freiheiten, die wir hier haben - sogar, wenn ich
bedenke, dass ich mich nach Einbruch der Dunkelheit nicht allein in den
Straßen aufhalten sollte. Aber wenn es diese Überfälle und Gewalt nicht
gäbe - ich könnte es! Das ist sehr viel ...

Im Laufe der vergangenen Jahre hatte ich viele verschiedene Träume - und ebenso viele wieder aufgegeben (lacht).

Aber im Moment bin ich sehr zufrieden mit meinem Leben. Ich liebe meinen Job, ich bin gerne an meiner Universität und gerade bin ich zu Hause ausgezogen und lebe in meinen eigenen vier Wänden, das ist wirklich toll. Ich habe wunderbare Freunde und im Moment könnte es für mich gar nicht besser sein, ich bin sehr glücklich, dass ich das alles geschafft habe.

Meine Hoffnung ist, mir dies alles bewahren und sichern zu können,
was ich erreicht habe.«

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Woman in Portrait: Eine Interviewreihe mit Frauen in Rio de Janeiro und Minas Gerais | Brasilien