Laura

»Mein Name ist Laura, ich bin 23 Jahre alt. Ich bin aus keinem bestimmten
Grund hier in Rio, eher zufällig, glaube ich. Ich habe mein Studium an
der Universität bereits beendet, aber meine Abschlussfeier steht noch
aus. So hatte ich einige Monate vor mir, in denen ich nichts zu tun war,
ich bin bis jetzt noch nicht arbeitslos gemeldet. Ich wäre total
überfordert gewesen, arbeiten zu gehen - tatsächlich suchte ich nicht
wirklich nach einem Job. So entschied ich mich, nach Rio zu kommen, um
portugiesisch zu lernen, ich liebe diese Sprache, ich liebe diese
Kultur, ich liebe Brasilien. Ja wirklich, ich wollte diese letzten
großen Ferien - diese verlängerten Ferien - wirklich auskosten!
Ausserdem brauchte ich ein bisschen Zeit für mich selbst. Ich denke, es
ist wichtig, Dinge zu tun, die man mag, die Gelegenheit wahrzunehmen,
seine Zeit zu nutzen ohne ewig Sorgen und Bedenken im Hinterkopf haben
zu müssen - das ist wichtig! Das ist einer der Hauptgründe, weswegen ich
hier bin: man sollte das tun, was einem wichtig erscheint, was immer es
auch ist und was einen selbst glücklich macht. Man sollte sich nicht mit
Dingen abgeben, mit denen man sich nicht wohlfühlt. Ja, wirklich, das
ist der Grund, weshalb ich hierher gekommen bin!

Jetzt kann ich nur noch einen Monat hierbleiben, bevor ich nach Hause
zurückkehren und einen Job finden muss. Aber mit neuen Perspektiven ins
'wirkliche' Leben zurückzugehen ist in Ordnung. Es ist wichtig, Dich an
unterschiedlichen und unbekannten Erfahrungen zu messen, die so ganz
anders sind. Weil sie Dich vorwärts bringen, weil sie Dich lehren, Dinge
differenzierter zu sehen.
Ja, genau darum bin ich hier!

Die Situation der Frauen in Brasilien ist der in Kolumbien sehr ähnlich,
man kann sich nie hundertprozentig sicher fühlen. Weil ich in Kolumbien
in einem vergleichbaren Umfeld aufgewachsen bin, verhalte ich mich sehr,
sehr vorsichtig, man kann sich niemals völlig entspannt zurücklehnen.
Aber ich habe gelernt, damit zu leben, mich nicht selbst in Situationen
zu bringen, in die man sich als Frau allein nicht begeben sollte.

Trotzdem versuche ich, mich nicht zu sehr davon einschränken zu lassen -
es ist schwer, manchmal ist es wirklich schwer, einen guten Mittelweg zu
finden!«

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Woman in Portrait: Eine Interviewreihe mit Frauen in Rio de Janeiro und Minas Gerais | Brasilien