kranksein
Tage verbracht in der Horizontalen.
Tage, die vorbeiziehen, ungenutzt,
getrübt von Schmerzen, die beuteln,
uns garstig werden lassen.
Wann nur geht es endlich bergauf?
Tage, die kein Ende zu haben scheinen,
die sich in die Länge ziehen
und damit unsere Ungeduld befeuern.
Unleidig werden wir,
versinken im Mitleid für uns selbst und diesen Zustand,
den es zu ertragen, statt zu bekämpfen gilt.
Stehen wir auf Kriegsfuß mit dem Kranksein,
haben wir längst verloren,
weil wir so oder so den Kürzeren ziehen.
Im proportional anwachsenden Ekel vor Kamille und Salbei,
Zwieback und Halspastillen gedeihen finstere Gedanken
besonders gut, finden ihren optimalen Nährboden,
um noch größeren Schaden anzurichten.
Viren, Bakterien, unliebsame Parasiten, die den Körper
heimsuchen.
Bald steigen sie auch zu Kopf,
benebeln unser Denkvermögen, besiedeln den Geist.
Das Kranksein sitzt uns in den Knochen,
zerrt an den Nerven.
Wann nur geht es endlich vorbei?
Wie in der Krankheit Fängen sitzen,
nein liegen wir darnieder,
Stund um Stund, Tag für Tag,
ein Zustand, so natürlich wie unnatürlich zugleich.
Wir werden zu Schatten unserer Selbst,
tick tock, die Zeiger der Uhr, sie bewegen sich nicht,
Stillstand. Warten.
Wohlmeinende Ratschläge, um der Unmittelbarkeit des
Krankseins zu entkommen,
ihr gar etwas Gutes abgewinnen zu können,
Vorschläge wie diese:
Sich dem Nichtstun ergeben,
den Leerlauf genießen,
der Erholung verspricht.
Dabei hat das Kranksein viele Gesichter,
wie auch kein Kranker jemals dem anderen gleicht.
Was der erste gleichmütig erträgt,
ist dem nächsten einen Aufstand wert,
gegen sich selbst,
gegen den Rest der Welt, dem es nicht so geht.
Bis sich der Nebel auflöst,
die Horizontale eingetauscht wird
gegen erste Schritte im Grünen,
zurück ins Leben laufen wir
mit jedem Schritt der Krankheit davon.