Daniela Caixeta Menezes

kinderhaben

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Sie streckt mir ihre kleine Hand entgegen, berührt mein Gesicht. Besonders die Nase scheint es ihr angetan zu haben, dort verweilen ihre Fingerchen am längsten, klopfen zunächst auf den Höcker, das Mädchen gibt dabei einen glucksenden Laut von sich, die Finger wandern weiter die Schräge herunter bis zur Nasenspitze. Es gluckst und lacht, wie nur Kleinkinder es können, hell und wach und ansteckend.

Das kleine Wesen und seine hellblauen Augen, sie formen sich, haben das Babyhafte verloren; in ihnen zeigt sich bereits der Mensch, zu dem das Mädchen heranwachsen wird; mit ihnen erkundet es seine Umgebung, hunderte Eindrücke, Gefühle und Gedanken spiegeln sich gleichzeitig darin, sie werden uns verborgen bleiben, für das Mädchen bedeuten sie die Welt.

Die winzigen Hände greifen nach einer Haarsträhne, sie ziehen daran, ziehen automatisch meinen Kopf zu sich herunter und das Erlebnis der Selbstwirksamkeit bringt das Mädchen erneut zum Glucksen. Mit der Neugierde einer Forscherin beobachten die Kinderaugen jede Regung um sie herum, beobachten und staunen, die Haarsträhne, die nachgibt und sich aufwickeln und schwingen lässt, die Lippen, die die weiche Babystirn berühren.

Ungestüm zerrt das Mädchen jetzt an der Strähne und erschrickt, als ich zurückweiche, schaut erst mich und dann die Mama an, aus dem Glucksen wird ein röhrendes Brummen, wie bei einem Löwenjungen.

Die Erwachsenen lachen, ihre ausgewachsenen Hände kraulen den Bauch der kleinen Babylöwin, die sich windet, kreischt, wie kitzlig ist sie wohl? Sie kann sich uns nicht mitteilen, noch nicht, stattdessen dreht sie sich in Windeseile auf die Seite, robbt über den Holzboden, brabbelt dabei vor sich hin. In ein paar Monaten wird sie es können, dann wird sie ihr erstes Wort sprechen, wird Mama und Papa sagen, bald ganze Sätze formen.

Ich lege mich zu ihr auf den Teppich, um näher bei ihr zu sein, sie schaut zu mir herüber, unsere Blicke treffen sich kurz, bevor sie sich wieder dem Duplo zuwendet. Konzentriert liegt sie auf dem Bauch und hebt überraschend geschickt einzelne Klötze auf, schlägt sie gegeneinander, erfreut sich am Geräusch, das dadurch entsteht. Wenn sie gluckst und lacht und sich freut, bebt ihr kleiner Körper, alles an ihr ist gespannt, bis in die Fußspitzen. Ich streichle den zarten Rücken, spüre, wie bei jeder Bewegung der Arme oder der Beine die Muskeln vibrieren, fahre mit der Hand den Hinterkopf entlang, kann die Stelle ertasten, die bei allen Babys weich und leicht gewölbt ist, lasse die feinen Haare durch meine Finger gleiten. Der Duft von Rose und Wasserlilie steigt mir in die Nase, ich rutsche näher an das Mädchen heran, vergrabe mein Gesicht in der Nackenfalte, sie ist zart und warm und ich möchte ewig hier verweilen.

Bald hat das Kind sich müde gespielt, auch Haarsträhnen und Nasenhöcker haben ihre Anziehung verloren, die hellblauen Augen ganz klein, selbst das Gucken strengt an. Das Mädchen verkriecht sich bei der Mama, versteckt das müde Gesicht, drückt die kleinen Händchen fest an ihre Brust, als müsse es sich abstützen.

Ein letztes Mal streiche ich über den Rücken, mein Mund sucht die Kinderwange, will sich mit einem Kuss verabschieden von dem kleinen Wesen, doch es hat seinen eigenen Kopf, zieht die Wange weg. Seine Mama spricht leise mit dem Mädchen, flüstert ihm ins Ohr, will mir wohl meinen Wunsch erfüllen, vor allem dir, sagt ihr Blick, mit dem sie mich fixiert, doch ich winke ab.

Zum Abschied, mit dem schlafenden Kind auf dem Arm, berührt sie sanft meine Schulter, ihr fehlen die Worte, und eigentlich gibt es auch nichts zu sagen.