Daniela Caixeta Menezes

erinnern

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Mit der Basilika fängt das Erinnern an, ein Fest; Stände, Bänke, Menschentrauben stehen dicht an dicht, einmal ganz herum um das imposante Bauwerk mit seinem Querschiff und dem markanten Turm, von nahezu überall aus der Stadt schon von Weitem sichtbar. Von irgendwoher erklingt Musik, Streichinstrumente, ein Bläser, fast wird sie geschluckt vom Gemurmel und Lachen der Leute, die sich hier versammelt haben, um zu trinken, zu essen, miteinander ins Gespräch zu kommen an diesem Tag. Ein Tag im Sommer, muss ja, man sieht T-Shirts, hier und da leichte Pullis, Sandalen, die Sonne schafft es kaum durch die dünne Wolkendecke, doch es ist warm und hell, die Stimmung ist es auch.

Die Glocken läuten, heut an diesem Sommertag, viele Jahre später, bewölkt wie damals, ein paar Menschen sitzen auf Holzbänken, wer hat sie hier auf die Wiese gestellt, die Stadtverwaltung?, eine Bürgerinitiative?, einladend wirken sie, hier verweilt man gerne, zwei Freundinnen, eine Gruppe Studenten, ein älter Herr – sie alle sind hierhergekommen, gezielt oder zufällig bei einem Spaziergang, wie ich; was ist ihre Erinnerung an diesen Ort, wie lautet ihre Geschichte?

Mit einem Getränk in der Hand laufe ich über den Rasen, es ist derselbe, auf der heute die Bänke stehen, schreite die Wiese ab, verschaffe mir einen Überblick über das Fest und seine Besucher, das Viertel ist mir fremd, die ganze Stadt ist es, wo ich doch nur zur Schule gehe hier.

Die Kirche, der große Platz, die alten Häuser mit und ohne Giebel – ich präge mir den Anblick ein, finde Gefallen an diesem Ort mit den fröhlichen Menschen. Noch kenne ich keinen von ihnen, bin allein gekommen zu diesem Fest, doch fühle mich nicht allein, laufe mit meinem Glas über den Platz, ein Stück Paris in Westfalen, jemand hat Lampions in die Bäume gehängt und eine Lichterkette.

Aber noch ist es hell, damals wie heute, ich schlendere weiter, mit meiner Erinnerung im Gepäck, lasse die Bänke, lasse Paris hinter mir, passiere zwei Restaurants, waren die schon immer da?, dringe immer tiefer vor ins Herz des Viertels, entdecke, genieße, verlaufe mich, bewege mich vielleicht im Kreis, ohne Hast oder Unmut, es fühlt sich herrlich an, wie damals: auf dem Fest.