Der unscheinbare Mann

Der unscheinbare Mann steht an der Hausecke und starrt. Niemand beachtet ihn, wie er da steht und starrt. Wer sollte ihn auch schon beachten an diesem kalten, grauen Tage? Nein, niemand würdigt ihn eines Blickes, ist im Gegenteil bestrebt, des eigenen Weges zu ziehen, schnell zum Ziel kommen, das ist die Mission an diesem kalten, grauen Tage, bloß keine Zeit verlieren.
Nur der unscheinbare Mann, der scheint es nicht eilig zu haben, steht an der Hausecke und starrt, als gäbe es mehr zu sehen als das dichte Grau, das wie eine schwere Decke über der Innenstadt liegt.
Er steht einfach nur da, sein dunkler Mantel vom Regen ganz schwer, wie ein Sack hängt er über dem schlaffen Körper. Ganz unbequem muss das sein, wie der steif und nass auf den Schultern liegt, doch der unscheinbare Mann achtet nicht darauf. Er steht und starrt, seine Pupillen groß wie Murmeln, was sieht er bloß?, wäre manch einer vielleicht verlockt zu fragen, wenn der Himmel nicht grau, wenn der Tag ein anderer wäre.
Doch der Himmel ist grau und der Tag kein anderer, also hetzen die Menschen vorbei, Männer, Frauen, Kinder, keiner hält an, um sich zu wundern über diesen unscheinbaren Mann, der da steht und starrt. Nein, Beachtung wird ihm an diesem kalten, grauen Morgen nicht zuteilwerden. Und so bleibt er für sich, verharrt – an die Hausecke gelehnt – in regungsloser Pose, wie ein Habicht, der seine Beute erspäht und wartet. Wartet auch er, der unscheinbare Mann?
Gewiss, Zeit scheint er genug zu haben, im Überfluss gar. Während die Menschen um ihn vorbei eilen, steht er einfach nur da und starrt, als gäbe es mehr zu sehen als das dichte Grau, das wie eine schwere Decke über der Innenstadt liegt.