Daniela Caixeta Menezes

Das erste Mal

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Niemals wird es wieder so, wie es einst war. Beim ersten Mal.

Das allererste Mal: alles neu, unbekannt, taufrisch. Mit kitzelnden Nerven und adrenalinzugepumpt stehen wir da, im Guten wie im Schlechten, wissen nicht, was uns erwartet und manchmal ist das auch ganz gut, dass dem so ist. Wie viele Male hätten wir sonst verpasst, Chancen vertan, wären wir zaudernd wieder umgedreht, anstatt zu wagen, was zu denken bereits ein Wagnis war.

Das erste Mal, es ist das schwierigste und lohnendste zugleich. Was lernen wir nicht alles, nehmen mit aus diesem Moment, in dem sie uns überwältigt: die Ehrfurcht vor diesem allerersten Mal.

Oft ist sie gar nicht groß, diese eine neue Sache, die wir zuvor noch nicht probiert, der wir bislang noch nie begegnet sind. Dann ist sie plötzlich vollbracht, haben wir es hinter uns gebracht, zum ersten Mal, bevor wir überhaupt merken, dass es das war: das erste Mal.

Nur manch erstes Mal, das bleibt im Kopf, wird erinnert, wenn vieles andere längst vergessen ist. Der erste Kuss, das erste selbst verdiente Geld, die erste Reise allein: erste Male, die nur uns betreffen, uns gehören – und zugleich geteiltes, kollektives Erleben sind.

Die kleinen, leisen, flüchtigen Male, die wir etwas tun, was uns zuvor nicht möglich war: fast verblassen sie angesichts dieser lauten, vermeintlich gewichtigen Ereignisse. Doch sind nicht sie es, die uns prägen und begleiten, uns ausmachen und leiten auf unserem ureigensten Pfad durchs Leben, ein Pfad, der uns zu unendlich vielen ersten Malen bringt?

Der Zauber des Anfangs, das unvergleichliche Gefühl, das uns erfasst, wenn wir etwas tun, zum allerersten Mal: nie kommt er zurück, dieser Zauber, nie zeigt es sich wieder, dieses Gefühl, so sehr wir auch danach suchen, so oft wir auch versuchen, die Zeit zurückzudrehen, nur noch einmal, nur ganz kurz, sagen wir uns, wollen wir dahin zurück: zu diesem einen Moment, nach dem nichts mehr so sein würde, wie es einmal war.

Wie wird es sein, frage ich mich: zum ersten Mal deine zarte Haut berühren, über dein kleines Köpflein streicheln, deinen Duft einatmen?
Will sie aufschieben, diese ersten Male, die so vergänglich sind — und zugleich auch nicht; will jeden vorauseilenden Gedanken an unser aller Vergänglichkeit zur Seite schieben — und zugleich auch nicht; will Abertausende erste Male mit dir erleben, nach denen nichts mehr sein wird, wie es einmal war.