Daniela Caixeta Menezes

Achter März

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Der achte März: kein Tag wie jeder andere.

Ein Tag, einer Hälfte der Menschheit gewidmet — dem Teil, der offenbar eines offiziellen Tages bedarf, um gesehen, gehört, wahrgenommen zu werden.

Ein Tag, der weltumspannend all jene ehren soll, die an allen anderen des Jahres gleich mehrere Päckchen auf den Schultern tragen.

Ein internationaler Tag, verkünden die Vereinten Nationen — ein performativer Akt, eine Beschwörung, ein symbolischer Ausdruck, um irgendwann einmal zu erreichen, was auch in 2024 noch in weiter Ferne scheint: Gleichberechtigung.

Das Recht, Frau zu sein, ohne dadurch Rechte zu verwirken.

Das Recht, Frau zu sein, ohne Gefahr für Leib und Leben zu riskieren.

Das Recht, Frau zu sein, ohne damit gleichzeitig einem bestimmten Bild entsprechen oder eine Rolle ausfüllen zu müssen.

Das Recht, Mensch zu sein.

Nicht selbstverständlich in vielen Teilen dieser Welt, auch für Männer nicht, gewiss. Und doch messen wir mit zweierlei Maß, wenn wir versuchen, Ungleiches gleichzusetzen.

Sexuelle Gewalt, Femizide, Kinderehen — es sind Mädchen und Frauen, die zu Opfern werden. Wer sie unterdrückt, diskriminiert, terrorisiert, ist meist männlich — und zugleich von Angst zerfressen: Angst vor dem Machtverlust, davor, in einer Welt zu leben, die jedem Menschen Sicherheit bietet, Chancen ermöglicht, Selbstbestimmung garantiert; die gleiche Arbeit gleich belohnt; in der weniger Hass und Kriege toben, weil politische Ämter anders verteilt sind; in der jeder Mensch nach einem eigenen Zimmer, einem Fenster zur Welt streben darf, ohne dafür bestraft zu werden, wenn er aufbegehrt.

Simone de Beauvoirs Worte könnten aktueller nicht sein: Wir kommen nicht als Frau zur Welt, wir werden dazu gemacht. Und es beginnt früh, noch bevor wir uns dagegen wehren können. Es beginnt mit der rosa Decke, die über das Baby gebreitet wird; mit der Schleife im Haar, damit auf den ersten Blick zu erkennen ist, dass es sich um ein weibliches Wesen handelt, das im Kinderwagen liegt und nichtsahnend schläft.

Da ist es nur folgerichtig, die Wände des Kinderzimmers in eindeutiger Farbe zu streichen und Spielzeug strikt nach Geschlecht zu verschenken. Und als wäre es ein fest in der Biologie verankertes Faktum — und nicht etwa Ergebnis eines über Jahrhunderte tradierten Sozialisierungsprozesses —, liebt der Großteil der einen die Zahlen, während die anderen sich den Sprachen und schönen Künsten widmen, in denen sich dann rein zufälligerweise später nur deutlich weniger verdienen lässt. Da liegt es nur nahe, sich selbst und die eigenen Wünsche, Träume, Bedürfnisse zurückzustellen, um das Familienglück nicht zu gefährden — ein Glück, das nicht im luftleeren Raum gedeiht, sondern das Produkt eines fehlerbehafteten Systems ist, das stillschweigend fortgesetzt wird.

Alles ist politisch, auch — oder besser: gerade — das Private.

Nein, die Welt ist nicht schwarz und weiß. Es gibt viele Menschen männlichen Geschlechts, die sich — nicht nur heute, an „unserem“ Tag — mit unseren Zielen und Forderungen solidarisieren. Genauso wie es Frauen gibt, für die „Feminismus“ nicht mehr als ein Kampfbegriff ist, etwas, das sie vermeintlich nicht betrifft, das sie belächeln als Hirngespinst der intellektuellen Eliten, etwas, das gegen „die Männer“ ist.

Dabei geht es uns alle an:

Die Frau, die von ihrem Partner verprügelt wird.

Die Frau, die nicht ohne Mann das Haus verlassen darf.

Die Frau, die nach der Arbeit zusätzlich allein den Haushalt stemmt, die Kinder versorgt.

Das Mädchen, das nicht lernen darf; das mit zwölf an den Nachbarn verheiratet wird.

Den Jungen, der dem Vorbild seines Vaters folgt und Frauen und Mädchen erniedrigt; der heranwächst in einer Gesellschaft, die nur entweder-oder kennt.

Den Mann, der niemals weinen darf; dessen Ehre und Männlichkeit davon abhängt, wie erfolgreich er als Ernährer ist, dessen Status von Symbolen bestimmt wird.

Die Menschen, die in einer Welt leben, in der Riten, Religion und Rechtlosigkeit 50% der Bevölkerung aus vielen Bereichen des Lebens ausschließen — und sich damit nicht zuletzt gigantische volkswirtschaftliche Verluste leisten.

Alle leiden im Patriarchat.

Es ist nicht wichtig, wie wir es nennen, solange wir es benennen: dass es einen Missstand gibt, der sich nicht ohne unser Dazutun auflösen wird. Ein riesengroßes Übel, das unser aller Kräfte bedarf, gebündelt. Denken wir heute im Stillen an oder protestieren lautstark für all jene Menschen, für die das Frausein Unterdrückung, Gefahr, Leiden bedeutet. Tun wir es insbesondere für all jene, die wir nicht sehen und deren Schicksal wir nur erahnen können.